BlueChandni: Februar 2012

Berlinale 2012

Eine Berg – und Talfahrt der Gefühle

Mittwoch, 08. Februar 2012

Am Mittwochmorgen, in aller Früh, machte ich mich auf nach Berlin. Obwohl ich diesmal mit sehr gemischten Gefühlen nach Berlin gefahren bin, hat schlussendlich doch die Vorfreude auf ein paar tolle Tage überwogen. Mir war bewusst, dass das was ich vor zwei Jahren an der Berlinale erleben durfte kaum zu toppen sein wird (mindestens nicht mit den Mitteln die mir zur Verfügung stehen und den Einstellungen die ich vertrete) und dann war da ja auch das Wissen, dass Shah Rukh getwittert hatte, dass er sich nicht gut fühle und er befürchte, dass er krank werde. Mir war also schon am Mittwoch bei Antritt der Reise bewusst, dass es durchaus sein könnte, dass er gar nicht in Berlin sein wird. Wie auch immer, ich hatte Fahrkarten für die Bahn, ein Hotel gebucht und machte mich also auf die neunstündige Reise. Immerhin besteht die Berlinale nicht nur aus Shah Rukh Khan.
Die Reise verlief äusserst angenehm. Ich hatte immer angenehme Sitznachbarn, die Toiletten im ICE funktionierten und auf acht Stunden Fahrzeit hatten wir gerade mal sechs Minuten Verspätung.
Als ich in Berlin angekommen bin habe ich mich kurz bei Kirsten erkundigt, ob Shah Rukh denn nun schon abgesagt hätte. Irgendwie hatte ich da ein deja-vu. Als ich für die TTR nach Berlin reiste, hatte Kirsten mich etwa zehn Minuten vor meiner Ankunft darüber informiert, dass die Shows abgesagt wurden. Diesmal gab es keine schlechten Nachrichten und das sah ich erst einmal als gutes Omen an (was übrigens wieder einmal ein Beweis dafür ist, dass man sich nicht auf Omen verlassen sollte).
Nach einer kurzen Fahrt zum Hotel, einchecken und Zimmer beziehen, ging es erst einmal daran die Umgebung zu erkunden. Irgendwie ist es schon komisch, dass immer wenn ich in Deutschland absteige, ich in einem Quartier unterkomme in dem es viele bunte Lichter hat! Wie auch immer, nur etwa fünfzehn Minuten vom Hotel entfernt entdeckte ich die Restaurants "Amrit" und "Shanti". Da es ja nun wirklich nicht gerade warm war habe ich mich entschlossen mich im "Amrit" ein bisschen aufzuwärmen. Ein guter Entscheid! Bei einem guten Glas Weisswein, in der warmen Atmosphäre eines indischen Restaurants, exotischen Gerüchen und umgeben von hübschen, jungen indischen Männern wurden nicht nur meine Füsse schnell warm.
Nach einem guten Nachtessen ging es zurück ins Hotel. Dort noch kurz einen Blick ins Netz und da erreichte mich dann die Nachricht: Sad couldn't travel to Berlin tonite. Will do after rest. Till then @FarOutAkhtar @ritesh_sid @priyankachopra keep Donism alive in Berlin..!!

Tja, was jetzt? Ändern lässt es sich nicht. Jetzt erst einmal schlafen und Morgen würde ich weitersehen wie ich die Tage planen will.

Donnerstag, 09. Februar 2012
Den Donnerstag startete ich mit einem guten Frühstück und diversen Tageszeitungen. In einigen der Zeitungen wurde Shah Rukh noch immer als DER Mega Star an der Berlinale angekündigt, in andern wurde bereits davon geschrieben, dass seine Anreise gefährdet sei. Ganz klar war auf jeden Fall, dass er nicht bei Thomas Gottschalk sein würde. Nachdem ich ein / zwei Sendungen von "Gottschalk Live" gesehen habe, war ich über diese Tatsache nun auch nicht wirklich unglücklich.
Den Vormittag habe ich dann damit verbracht Infos einzuholen, wann der rote Teppich zur Eröffnung stattfinden wird, wer da erscheinen wird und welche Photo Calls und Pressekonferenzen am Freitag und am Samstag noch geplant waren. Kurz nach Mittag kam dann Kirsten an und dann wurde erst einmal ausgiebig getratscht. Immerhin hatten wir uns seit zwei Jahren nicht mehr gesehen.
Im Verlauf des Tages war ich immer wieder einmal on und wir haben regelmässig seine Tweeds abgerufen und da kam ja dann schon wieder langsam Hoffnung auf, dass er vielleicht doch noch kommen wird. Die Frage ist nur wann? Schafft er es zur Pressekonferenz oder nur zum roten Teppich? Macht es überhaupt Sinn nur für den roten Teppich anzureisen und vor allem: Macht es generell Sinn, bei aller Fan Liebe, die Gesundheit dermassen zu strapazieren? Viele Fragen, keine Antworten! Also haben wir uns entschlossen erst einmal unseren Hunger beim Inder zu stillen. Wir haben uns für das Restaurant "Shanti" entschieden. Es ist deutlicher kleiner, heimeliger als das Amrit, aber das Essen ist genauso gut.
Frisch gestärkt haben wir uns dann auf den Weg zum roten Teppich auf gemacht. Nach einem kurzen Disput mit einem der „ausserordentlich freundlichen“ Busfahrer in Berlin (Kleine Zwischenfrage: Wer in Berlin Bus fahren will … muss der irgendwie belegen, dass er eine Ausgeburt an Unfreundlichkeit ist? Andere habe ich da leider noch nicht erlebt!) kamen wir also am Potsdamer Platz an.
Am Roten Teppich angekommen waren wir erst einmal überrascht wie wenige Leute es da hatte und wie ruhig es war. Immerhin hatte das Show laufen der Stars schon begonnen. Die Stimmung erinnerte mich allerdings eher an eine Aufführung von Mozarts Requiem in der Kirche als an den Roten Teppich zur Eröffnung der Berlinale.
Immerhin konnten wir dann doch einen Blick auf den einen oder andern Star erhaschen. Gesehen in echt habe ich: Iris Berben, Heike Makatsch, Diane Kruger, Jürgen Vogel, Mario Adorf, Jack Gyllenhaal und viele mehr. Jack Gyllenhaal sieht übrigens unglaublich gut aus!
Nach diesem … äääähm … Erlebnis sind wir mit einem freundlichen Taxi Fahrer zurück ins Hotel gefahren. Da ging die Planung weiter. Für Freitag, um zwei Uhr nachmittags, war der Photo Call und die Pressekonferenz von „Extremly Loud And Incredibly Close“ angesagt und danach, um acht Uhr am Abend, Photo Call und Pressekonferenz von Don 2. Das passte doch! Tom Hank und Sandra Bullock live zu sehen war doch schon einmal ein Anfang. In der Zwischenzeit hatte sich Shah Rukh wieder bei Twitter gemeldet:
Feeling a wee bit better...maybe another day of bedrest...glee...& seeing my lil girls smiling face...will cure me. Insha Allah.. Ich müsste lügen, wenn diese Aussage nicht ein klein wenig Hoffnung in uns geweckt hätte. Uns war immer klar, wenn er es irgendwie möglich machen kann, dann würde er in Berlin auftauchen. Allerdings wusste ja niemand wie krank er genau war. Und dann war da auch immer noch der Aspekt: Was tut er sich und seiner Gesundheit mit solch einer Belastung an (Langstreckenflug und extremer Klimawechsel). Aber zurück zu unserer Planung: Am Vormittag wollten wir dann erst einmal die Lage hinter dem Hotel Hyatt begutachten und uns die Situation am Roten Teppich vor dem Friedrichstadt Palast ansehen. Ausserdem wurde vermutet, dass die Don 2 Crew im Hotel Regent absteigen würde und das wiederum sollte ja ganz in der Nähe vom Friedrichstadt Palast liegen … laut meinem Stadtplan. Wenn man aber Einheimische fragte ob den die und die Distanz oder jene und jene Distanz zu Fuss zu machen sei, gingen die Meinungen in etwa so weit auseinander, wie bei der Frage Atomstrom ja oder nein. Die Einen sagten: "Das ist eine enorme Tour! Zu Fuss niemals machbar und dann noch bei dem Wetter …!" Die Anderen sagten: "Ein Klacks! Hier liegt ja alles so nahe beieinander!" Wir haben uns dann entschlossen uns selber ein Bild von der Situation zu machen und da wir keine Ahnung hatten, was uns denn nun am nächsten Tag erwarten würde, gingen wir zeitig ins warme Bett.

Freitag, 10.Februar 2012
Gut ausgeschlafen ging es am Freitagmorgen zum Frühstück. Bewaffnet mit Tageszeitungen, iPad und iPhone wurden zuerst einmal die wichtigsten News gecheckt und ja, da stand es in der Zeitung: Er kommt! Die Shah Rukh Khan Fans können aufatmen, er wird am roten Teppich mit dabei sein. Diese Nachricht hat bei mir erst einmal verhaltene Freude ausgelöst. Erstens weiss ich, dass man nicht immer alles glauben kann was in den Zeitungen steht und zweitens, was würde uns der rote Teppich bringen? Zwölf Stunden bei massiven Minus-Temperaturen? Nie und nimmer würde ich mir das antun. Und was würde es bedeuten, wenn er wegen seiner Verspätung länger in Berlin bleiben würde. Für uns gar nichts! Wir hatten beide Rückfahrkarten für den Sonntag und hätten also nicht die Chance ihn irgendwo noch einmal zu sehen. Im Wissen, dass wir im Moment nichts tun konnten als weitere Infos abzuwarten, machten wir uns auf den Weg zu unserem „Rundgang“!
Liebe Berliner: Die Route Motel One (Prinzenstrasse), Hotel Regent, Friedrichstadt Palast, Potsdamer Platz ist problemlos zu Fuss machbar! Auch bei Schnee, Eis und Minustemperaturen.
Am Friedrichstadt Palast, am roten Teppich wurde uns sehr schnell klar, dass wenn man in den vorderen Reihen, gar in der vordersten Reihe stehen möchte, man schon sehr früh da sein müsste. Thema also abgehackt. Die Hinterausgänge waren schwer einzuordnen. Soll heissen, es war nicht eindeutig wo die Stars das Theater verlassen würden. Die Hoffnung ihn zu sehen war an diesem Punkt also wieder stark gesunken. Während wir am Friedrichstadt Palast standen tauchten plötzlich ganz viele Polizeiautos auf und eine eigenartige Hektik breitete sich aus. Uns wurde auch ganz schnell klar warum. Es gab eine Demo gegen einen Diktator in Afrika. Am Rande der Demo machten wir uns auf den Weg zum Potsdamer Platz und wie könnte es auch anders sein … ich bin über eine verletzte Taube gestolpert. Das arme Ding versuchte sich vor den hunderten von trampelnden Füssen in Sicherheit zu bringen. Ich hab sie mir geschnappt und im Wissen, dass ich nicht weiss was ich mit ihr tun soll mitgenommen.
Als wir aus dem schlimmsten Getümmel raus waren habe ich ein ruhiges Plätzchen für das arme Tier gesucht und sie bei einer Gruppe von anderen Tauben abgesetzt. Leider habe ich erst da gesehen wie schwer das arme Tier verletzt war. Sie hat sich dann auch gleich versucht in Sicherheit zu bringen und sich unter einem geparkten Auto versteckt … ihr sicherer Tod.
Ziemlich durchfrorenen sind wir schliesslich am Potsdamer Platz angekommen. Da setzten wir uns zum Aufwärmen, von innen und aussen, und zum Updaten erst einmal in einen Dunkin Donut.
Im Internet überschlugen sich in der Zwischenzeit die Spekulationen! Kommt er, kommt er nicht … überrascht er alle und kommt schon zur Pressekonferenz … ist er wirklich krank oder hat er einfach keine Lust … ist alles nur eine grosse Promo-Show … und so weiter. Sein Tweed, den er im Verlaufe des Tages verschickt hat,It's 4000 miles to Berlin system is half on vitamin c,half a pak of lozenges, its getting dark,should I wear my sunglasses & hit it! hat auch nicht viel zur Aufklärung beigetragen.
Egal, wir waren am Potsdamer Platz und schon bald sollte der Photo Call mit Tom Hanks und Sandra Bullock starten. Wir also ab an den Hintereingang vom Hyatt wo wir tolle Plätze hatten und erfahren durften, dass Tom Hanks und Sandra Bullock nicht angereist wären. Super! Nach der Pressekonferenz haben wir dann immerhin noch den Regisseur und den jungen Hauptdarsteller kurz gesehen. Beide haben zwei / drei Autogramme gegeben und sind dann mit der Bemerkung, dass es kalt sei, in die Autos verschwunden und weggefahren. Naja, dass es kalt war, das hatten wir auch schon mitbekommen.
Obwohl es noch nicht viele Leute vor Ort hatte, haben wir uns entschieden die nächsten vier / fünf Stunden dort auszuharren. Zwar war uns bewusst, dass der Aufmarsch der Fans nicht ganz so gross sein dürfte wie wenn Shah Rukh kommen würde, aber immerhin waren Farhan, Ritesh und Priyanka da und die machen doch auch ein ganz erheblicher Teil von Don2 aus. Als wir dann unter den paar wartenden auch noch auf Kendy und Karin trafen, war es eh kein Thema mehr uns von da wegzubegeben.
Ich kann nur so viel sagen; wenn man auf liebe Leute trifft, sich austauschen kann und es einfach lustig hat miteinander, dann vergeht die Zeit wie im Flug und die klirrende Kälte spürt man auch nicht mehr so sehr. Kendy hat uns köstlich mit einigen von ihren Erlebnissen aus ihrer Zeit in Indien unterhalten und uns so an Dingen teilhaben lassen von denen wir nur träumen können. Liebe Kendy, ich würde wahnsinnig gerne noch mehr von Deinen Erlebnissen hören. Solltest Du je ein Buch über Deine Zeit in Indien verfassen und herausbringen, bitte denk an meinen Blog. So ein kleiner Vorabdruck wäre schon etwas.
Wie gesagt, die Zeit verging im Flug. Langsam stiessen weitere Fans zu den wartenden, unter anderem auch zwei Bekannte von Kendy und Karin. Es hat mich sehr gefreut Euch kennen zu lernen und in der Hoffnung, dass Ihr einmal einen Blick hier rein werft winke ich Euch auf diesem Weg zu!
In der Zwischenzeit war es halb acht Uhr und die Menschenmassen, wie man sie an einem DON 2 Photo Call, an einer DON 2 Pressekonferenz erwarten würde blieb aus. Es gab keine zusätzlichen Sicherheitsleute, keine zusätzlichen Absperrungen, wie wir das an der PK von vor zwei Jahren kannten, ein klares Zeichen dafür, dass ER nicht kommt. Daran änderte auch die Aussage eines Berlinale Chauffeurs nichts, nach der Shah Rukh bereits in Berlin sein soll, er ihn aber nicht fahre. Entweder wusste der gute Mann nicht wer Shah Rukh Khan ist oder seine Aussage gehört in die Kategorie; irgendwie muss ich mich ja interessant machen.
Wirklich schräg wurde es allerdings, als kurz vor acht Uhr (der Termin für den Photo Call war auf 20.00 Uhr angesetzt und wenn man dann noch die indische Pünktlichkeit einrechnet …) jemand rief da ist Priyanka! Ich habe zum Eingang vom Hyatt gesehen und da stand wirklich eine kleine Inderin. Nur nicht jede Inderin muss zwingend Priyanka sein und während wir uns noch darüber lustig machten, dass uns da wohl jemand veräppeln will stellten wir fest, dass wirklich Farhan Akhtar und Priyanka Chopra eingetroffen waren … zehn Minuten zu früh und praktisch unbemerkt. Wir hatten das Glück, dass Priyanka sich dazu erweichen liess kurz eine Runde, eine stark abgeschwächte Runde, vor den Fans zu machen und ich durfte ihr die Hand geben und sie in Deutschland begrüssen. Die Frau ist wirklich wunderschön und wirkt so zerbrechlich. Farhan hat ein / zwei Autogramme gegeben und ist dann im Hyatt verschwunden. Tja, wie schon die Amis zuvor bemerkten … es war kalt. Nach weniger als fünf Minuten war der Zauber vorbei und einige Fans mit langen Gesichtern trollten sich. Ehrlich gesagt weiss ich noch nicht einmal ob überhaupt Photographen da waren. Wenn ja, waren es sicher nicht viele. Nach einer kurzen Diskussion mit der durchgefrorenen, schlotternden Kirsten haben wir uns entschieden das Ende der PK nicht abzuwarten und uns auf den Weg ins Hotel zu machen. Vielleicht können hier Kendy und Karin ihre Erlebnisse / Eindrücke noch ergänzend beitragen.
Im Hotel angekommen meldete sich Kirsten, zwecks erholsamer Stunden im Hotelbett, ab. Ich für meinen Teil hatte zwei Nächte gut geschlafen und da kam natürlich die Eule in mir wieder zum Vorschein. Ausgerüstet mit einem Glas Rotwein und dem iPad lümmelte ich mich in einen der äusserst bequemen Lobby Sessel und machte mich im Internet auf die Suche nach News. Zuerst musste ich feststellen, dass alle Filme, die mich auch nur Ansatzweise interessiert hätten und die in den nächsten eineinhalb Tagen noch gezeigt wurden, ausverkauft waren. Die Pressekonferenz zu DON 2 verlief wohl mehr als bedenklich (was ich im Nachhinein, nachdem ich sie gesehen habe, leider bestätigen muss), was einmal mehr zeigte, DON ohne DON funktioniert nicht. Und dann kam sie, die wirklich schlechte Nachricht; Zuerst sein Tweed vom Flughafen in Mumbai: Left home on time.. Reached airport on time.. No traffic.. Airport no rush..ate sandwiches.. All good except flt delayed.. Still in mumbai inklusive offiziellen Bildern

und dann die Hiobsbotschaft: Ok now for the breaking news bit,.just been told flight is cancelled & I think I hav finished airport coffee too..don ka udhna mushkil..etc und bad part at airport for 5 hours. good part back home..daughter has tae kwon doh match...nobody else home so she was nervous...now she has me.

Tja, und so ging dann auch für mich ein nicht wirklich erfolgreicher Tag zu ende. Die Ausbeute dieses Tages: Keine Tickets für Filme, kein Tom Hanks, keine Sandra Bullock, eine tote Taube und die definitive Absage von Shah Rukh für die Berlinale. Gute Nacht Welt!

Samstag, 11. Februar 2012

Ausgeschlafen, aber mit Katerstimmung zum Frühstück. Nein, für die Katerstimmung hat nicht der Wein gesorgt! Vielmehr das Gefühl, dass an dieser Berlinale einfach alles schief geht.

Und in all diesen Unmut, diese Unsicherheit platzen diese Tweets: Flt cancelled got to be with my princess who won a gold medal. Reliance has got me a plane to take me to berlin.all goodhttp://img.ly/dN3Wl und Enroute to Berlin finally...see u all on the red carpet ..will celebrate don 2 yippee. Unglaublich! Er kommt doch. Die Shopping – Tour bei Moti Mahal ist somit gestrichen. Kurzfristig entscheiden wir, dass wir uns noch einmal zum Friedrichstadt Palst aufmachen um zu sehen wie es da am Roten Teppich aussieht. Der Marsch durch Berlin tut gut und die Stimmung steigt vom tief roten Bereich in ein sanftes grün. Die Temperaturen sind erträglich und sogar die Sonne schickt ein paar Strahlen auf die Erde.

Beim Hotel Regent stehen drei Mädels denen man schon von weitem ansieht auf wen sie warten. Auf meine Frage ob sie auf Shah Rukh warten werde ich ziemlich gehässig angefaucht. Jaaaa, ich weiss, dass er noch in der Luft shahwebt und nein, ich wusste nicht, dass sein Frau eine arrogante Tussi ist (nur weil sie den Mädels, nachdem sie von ihnen angesprochen wurde, nicht gleich um den Hals gefallen ist). Achja, die SRK Fans sind ja alle soooo nett.

Nach diesem „erbauenden“ Treffen, gehen wir weiter in Richtung Friedrichstadt Palast. Dort angekommen, kurz vor ein Uhr, sind wir sehr erstaunt, dass so wenige Fans den Roten Teppich belagern. Ich stelle mich kurz entschlossen an zwei freie Plätze und frage Kirsten: "Was machen wir jetzt?" Wir sind beide relativ ratlos und entschliessen uns erst einmal abzuwarten. Wir unterhalten uns mit ein paar Mädels, die wir schon von Freitagabend her kennen und lernen eine „besorgte“ Mutter und ihre „khanatische“ Tochter kennen. Wir unterhalten uns köstlich und auch hier vergeht die Zeit im Flug. Kurz nach der Ankunft am Roten Teppich sehe ich wie ein Mädel aus der Verkaufsstelle des Theaters mit Tickets kommt. Um genau zu sein, ich sehe sie nicht nur, nein, ich höre sie auch laut und deutlich. Jepp, sie hat Karten für die Premiere von DON 2 bekommen. Ich machte das Mädchen und ihre Mutter darauf aufmerksam, dass es wohl noch Karten gäbe, worauf auch die Beiden sich Karten für die Premiere besorgten. Kirsten und ich, wir entschieden uns gegen den Kauf von Karten. Das war definitiv ein Fehler!

Die ersten Stunden wechseln wir uns dabei ab die Plätze zu halten und uns auf zu wärmen. So lassen sich die ersten drei / vier Stunden gut ertragen. In der Runde wird auch schon fleissig gerechnet und spekuliert, wann er landen würde. Sollte er wirklich um halb zehn Uhr, MEZ, gestartet sein, müsste er, nach neun Flugstunden, so gegen neunzehn Uhr in Berlin landen. Das müsste reichen für den Roten Teppich. Was zu diesem Zeitpunkt nicht eingerechnet wurde, was wir nicht wussten, sind die Faktoren, dass ein Privatjet nicht die Reichweite eines Langstrecken-Flugzeuges hat, sprich, er muss auftanken und auch nicht eingerechnet wurden die vereisten Landebahnen in Berlin Schönefeld (die Landung in Tegel wurde ihm anscheinend nicht gestattet). Von all diesen Problemen wussten wir vor dem Friedrichstadt Palast nichts. Wir haben uns amüsiert, empfanden die Kälte nicht als wahnsinnig schlimm, haben uns mit den Teilnehmern einer weiteren Demonstration ausgetauscht (ich war dreimal in Berlin und habe sechs Demos erlebt) und haben die Protagonisten des Finnischen Filmes „Iron Sky“ gebührend begrüsst.

Nachdem der Rote Teppich, nach dem Rückzug dieser Promis, noch einmal gesaugt wurde, wandelten ein paar super coole Securitys über den Teppich. Sie wandelten auf und ab und auf und ab, mit dem immer gleichen Grinsen im Gesicht und der immer gleichen Antwort auf welche Frage auch immer gestellt wurde, nämlich: "Sorry, das darf ich nicht!" Bei dem Aufgebot an Security Leuten waren wir uns ziemlich sicher, dass sich unser achtstündiges Ausharren an vorderster Front am Roten Teppich lohnen würde.

Kurz nach neun Uhr kam dann die übliche Hektik auf. Die Fan Meile am Roten Teppich am Friedrichstadt Palast hat sich in der Zwischenzeit vervielfacht und wir wussten, es kann sich nur noch um Minuten handeln und unsere Ausdauer wird endlich belohnt. Tatsächlich ging um etwa viertel nach neun ein Raunen durch die Menge, Wagen fuhren vor und ein verhaltenes Gekreische setzte ein. Im gleichen Moment hetzte ein Berlinale Mann mit Megaphon zum Anfang des Roten Teppichs und da wusste ich, das kommt nicht gut! Angekommen am Roten Teppich waren Farhan und Priyanka (vermutlich auch Ritesh den habe ich aber leider nicht gesehen). Beide sahen sie blendend aus, beide gaben sie sich leidlich Mühe, aber sie konnten IHN nicht ersetzen. Nachdem die Beiden und ihre Entourage im Theater verschwunden waren, wurde uns mitgeteilt, dass Shah Rukh Khan kommen werde, aber nicht vor elf Uhr. Super! Was sollten wir denn jetzt tun? Nach, inzwischen neun Stunden Warterei in der Kälte, unser Plätze in der ersten Reihe abgeben? Oder doch noch ein-ein-Halbstunden ausharren? In der Zwischenzeit waren so viele Leute am Roten Teppich, dass wir unsere Plätze nicht mehr hätten verlassen können ohne, dass sie sich jemand weggeschnappt hätte. Das hiess für uns, aufgeben oder verteidigen, und nach dem wir schon so viel eingesetzt hatten, war für uns klar, jetzt, so kurz vor dem Ziel, werden wir nicht auf geben.

Also warteten wir noch eine Stunde. In der Zwischenzeit haben die netten Herren von der Berlinale Tee zum Aufwärmen verteilt. Leider konnte ich den nicht annehmen. Hätte ich den getrunken, hätte ich zur Toilette und somit meinen Platz aufgeben müssen.

Ok, wir warten! Es wird elf Uhr. Keine News, keine neuen Tweeds von Herr Khan. Mir wird kalt und kälter und jede noch so positiv getrimmte Message prallt in der Zwischenzeit einfach nur noch an mir ab. Seit zehn Stunden stehe ich nun bei massiven minus Temperaturen am Roten Teppich und weiss nicht einmal mehr genau auf was ich warte. Meine Füsse und meine Hände schmerzen. Meine Kamera hat ihren Geist aufgegeben. Ich werde an diesem Abend, sollte dann endlich die Hauptperson auftaucht, kein Foto machen können. Inzwischen ist es viertel nach elf Uhr. Man sagt uns er kommt. Auf meine Frage ob er noch heute oder doch erst morgen kommt erhalte ich keine Antwort. Mein Körper ist kalt. Die Schmerzen in meinen Füssen, Beinen und Händen breiten sich aus. Zwischen meinen Schulterblättern breitet sich ein gemeiner, stechender Schmerz aus. Egal, ich traue eh kaum noch mich zu bewegen.

Halb zwölf Uhr: Sie sagen uns: „ER KOMMT! Haltet aus.“ Jo, machen wir! Ich sage Kirsten: „Ich gebe ihm noch fünfzehn Minuten, dann bin ich weg.“ Mir tut alles weh und meine Toleranzgrenze fällt in den tief roten Bereich.

Kurz nach halb zwölf Uhr. Ich spüre mich nicht mehr. Irgendwelche „wichtigen“ Berlinale Menschen stürmen über den Teppich und rufen uns zu: „Es dauert nicht mehr lange!“ Irgendwie kommt mir der Satz bekannt vor.
Viertel vor zwölf! JAAAA, ER IST DA!! Mit Gauri. Sie sieht fantastisch aus. So viel kann ich sagen, wenn ich sie auch nur ganz kurz sehen konnte. Ganz Gentleman bringt er seine Frau in die Wärme und kommt dann zurück zu uns, seinen Fans. Er hastet zurück zum Anfang der Fan Meile. er gibt Autogramme, lässt sich umarmen, betatschen und begrabschen. Es gibt einen kurzen Moment da denke ich an das Ende von „Das Parfum“. Er ist hier und dann wieder weg, und dann wieder da und wieder weg und dann steht er vor mir. Gibt Autogramme, streichelt Wangen, segnet Köpfe und ich stehe nur vor ihm. Nicht fähig ihn anzusprechen, ihn zu berühren, aber doch fähig seinen Geruch einzuatmen und die Wärme seines Körpers wahrzunehmen. Der ganze Zauber dauert vielleicht dreissig Sekunden und dann ist er wieder weg. Ich bekomme ein Autogramm in mein Buch „Shah Rukh Can“. Ich ärgere mich, dass ich nicht versucht habe ihn stärker wahrzunehmen, ihn stärker aufzunehmen, ihm näher zu sein. Aber es macht keinen Sinn sich den Kopf zu zerbrechen. Er ist weg. Er ist im Friedrichstadt Palast und wird dort für seine Fans da sein. Und mit dieser Erkenntnis ist auch die Realität wieder da. Die Kälte. Wir bewegen uns weg vom Roten Teppich weg und machen eine Runde um das Theater-Gebäude. Der Bühnenausgang liegt direkt gegenüber eines Nachtclubs. Es sind nicht die angenehmen Nachtschwärmer die sich da vor der Tür tummeln. Einige Fans versammeln sich vor dem Bühneneingang und sofort taucht die Polizei auf. Das brauche ich nicht. Ich will ihn nicht zwischen Polizei und grölenden Clubbesuchern in Erinnerung behalten und dränge darauf, dass wir uns auf den Weg ins Hotel machen.

Wir fahren mit dem Taxi ins Hotel. Wir sind müde, erschöpft und jede Faser in unserem Körper ist durchfroren. Eingepackt in meiner vollen Montur hocke ich in der Lobby und versuche meine Gedanken zu ordnen. Ich bin verwirrt und durcheinander, müde und erschöpft. Nach einem Absacker und einem kurzen Gespräch mit Kirsten gehe ich ins Bett. Es ist nach ein Uhr und ich habe morgen, oder besser gesagt heute, einen langen Heimweg vor mir.

Ich bin auf meinem Zimmer. Es ist kalt. Ich putze meine Zähne und wasche mein Gesicht. Ich zittere vor Kälte. Ich schlüpfe unter die Decke und decke mich auch mit der zweiten Decke zu. Ich friere und nichts wärmt mich. Ich versuche ein paar Bilder aus meiner Erinnerung abzurufen. Irgendwo auf meiner „Festplatte“ muss doch ein Bild von ihm gespeichert sein. Ich finde kein Bild und falle in einen unruhigen Schlaf. Nach einer, vielleicht zwei Stunden erwache ich. Ich habe Krämpfe in meinen Beinen. Die Krämpfe kommen und gehen, ich finde keinen Schlaf und frage mich; hat sich das gelohnt?

Sonntag, 12.Februar 2012

Irgendwann klingelt der Wecker. Habe ich schon geschlafen? Mein Körper schmerzt. Ich will heim zu meiner Familie. Ich quäle mich aus dem Bett. Ich bin schlecht gelaunt und nicht sehr gut auf mein Schicksal zu sprechen.

Beim Frühstück treffe ich Kirsten. Sie schwebt. in den Zeitungen gibt es keine Berichte der letzten Nacht. Logisch! Die Reporter die ihn noch gesehen und gesprochen haben, konnten ihr Material sicher nicht mehr rechtzeitig abliefern, damit es noch in der Sonntagsausgabe der Zeitung gedruckt werden konnte. Ich bin noch immer schlecht gelaunt und verstehe nicht was in den letzten Tagen passiert ist. Welches Spiel wurde da mit uns gespielt? Hat er sich mit dieser Sache geschadet oder hat er sich damit ein Denkmal gesetzt? War ich ein Spielball einer Promo-Maschinerie?

Ich verabschiede mich von Kirsten. Lasse mich zum Bahnhof fahren und will einfach nur noch nach Hause.

Nachdem ich mich an meinem Platz im Zug eingerichtet habe und beginnen kann meine Gedanken zu sortieren, kommen die Tränen. Das Bewusstsein, dass ich ihm so nah war erfüllt mich mit Wärme. Das Bewusstsein, dass es diesen Moment vermutlich kein weiteres Mal geben wird mit einer grossen Traurigkeit.

Dann überfällt mich eine schwere Müdigkeit. Ich nicke ein und da kommen sie zurück … die Bilder. Ich sehe ihn wie er Hände schüttelt, Wangen streichelt, immer wieder seinen Namen schreibt, winkt und uns Küsse sendet.

Langsam entspannt sich mein Körper und mein Geist und ich realisiere was ich die letzten Tage erlebt habe und ziehe Bilanz.

Berlin war toll! Extrem anstrengend aber toll. Ich habe liebe Menschen nach langer Zeit wieder gesehen und neue Menschen kennen gelernt. Ich hatte zum zweiten Mal die Chance Shah Rukh Khan persönlich zu sehen und ihm nahe zu sein. Dass er uns das ermöglicht hat, trotz all der widrigen Umstände, das rechne ich ihm hoch an.

Mir ist klar, dass wenn ich wieder einmal an eine Berlinale fahren werde, ich mich in vielen Bereichen besser vorbereiten muss und mir ist klar, dass ich trotz allem, sehr glücklich über das Erlebte sein kann.

Danke, Shah Rukh Khan.